»So geht Naturschutz vor der eigenen Haustür«
Auch 2023 hat der Regionalverband wieder drei Streuobstkommunen des Jahres gekürt.
Streuobstwiesen sind ein toller Erholungsraum im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet und sorgen für so manchen Schoppen Äppelwoi. Sie sind ein prägender Teil der Region, ein Ort besonders großer Artenvielfalt und besitzen eine klimaökologische Ausgleichsfunktion. Alljährlich prämiert der Regionalverband FrankfurtRheinMain Streuobstkommunen aus seinem Verbandsgebiet, die sich besonders für die Streuobstwiesen engagieren. Dieses Jahr sind es die Gemeinden Wehrheim, Wölfersheim und die Stadt Nidderau.
„Auch die dritte Runde unseres Wettbewerbs hat sichtbar gemacht, wie beherzt sich die Kommunen für den Erhalt dieser identitätsstiftenden Kulturlandschaft einsetzen“, betont Rouven Kötter (SPD), Erster Beigeordneter des Regionalverbands anlässlich der Preisverleihungen. „So geht Naturschutz vor der eigenen Haustür.“
Wehrheim ist das selbsterklärte „Apfeldorf am Limes“. „Apfelwein gilt nur dann als echter reiner Apfelwein, wenn er aus unbehandelten Äpfeln der Region gewonnen wurde. Zusätze jedweder anderer Art sind nicht erlaubt.“ So streng hat der Verein Apfelweinfreunde das „Wehrheimer Reinheitsgebot“ formuliert. Hier kümmert man sich beherzt um Wohl und Weh der rund 1.000 Obstbäume der Gemeinde. Beteiligt sind Fachleute wie Kelterer und Pomologen, aber auch viele Obstbaumpaten, die in kommunalen Kursen lernen, ihre Patenbäume zu pflegen. Aktiv sind Schäfer, Imker und Drechsler, die Erzeugnisse der Wiesen zu verwerten wissen. Der Bäcker des Ortes betreibt nebenbei eine auf alte Sorten spezialisierte Obstbaumschule, und die Rotarier Saalburg-Taunus versorgen die lokale Limesschule für eine „Apfelpause“ einmal im Monat mit Früchten von den gemeindeeigenen Streuobstwiesen. Und: In Wehrheim gibt es die einzige Apfelblütenkönigin der Region. Aktuell regiert Larissa I.
Auch in den fünf Stadtteilen von Nidderau sorgen Kommune und Zivilgesellschaft gemeinsam für Erhalt und Nutzung der rund 100 Hektar Streuobstflächen. Das Spektrum reicht vom städtischen Arbeitskreis Streuobst und mehreren Obst- und Gartenbauvereinen über Landwirte, die die Beweidung und die Mahd organisieren, bis zu Vogel- und Naturschutzorganisationen. Aktuell läuft in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis ein vom Land unterstütztes Projekt zur Kartierung der lokalen Streuobstwiesen. Hierbei wird auch nachgepflanzt und saniert, zudem wird die Vermittlung von Obstwiesen nach dem Motto „Nutzung gegen Pflege“ gefördert. Ein beliebtes umweltpädagogisches Angebot gibt es bereits seit 1991: Seither haben Generationen von Nidderauer Kindern mit der städtischen Kinderumwelt AG die Pflanzen- und Tierwelt der Streuobstwiese erkundet.
In den vergangenen Jahren hat das in der Wetterau gelegene Wölfersheim wegweisende Schritte zum Erhalt und sogar Ausbau der Streuobstflächen unternommen. So wurden im Zuge eines 2018 beschlossenen Streuobstkonzepts Neuanpflanzungen und Sammelbestellungen umgesetzt. Die gemeindeeigenen Flächen sind vollständig kartiert, die Daten in das Streuobst-Kataster des Regionalverbandes eingetragen. An der von dieser für Kommunen organisierten Weiterbildung zum zertifizierten Landschaftsobstbauer haben Mitarbeiter des Bauhofes und der Verwaltung aus Wölfersheim teilgenommen. Für die Bürger bietet die Gemeinde jedes Jahr kostenlose Schnittkurse an, seit 2022 kann man bei ihr auch eine Obstraupe als „Erntehelfer“ ausleihen. Zudem läuft die von der Gemeindevertretung beschlossene Aktion „10.000 Bäume für 10.000 Wölfersheimer“ – eine auch klimapolitisch motivierte Aufgabe, die das Engagement vieler verlangt, aber auch ermöglicht.
Seit 2021 lobt der Regionalverband jährlich im Zuge des Wettbewerbs drei Streuobstkommunen aus und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Eine solche Auszeichnung gibt einer Kommune die Möglichkeit, ihr Engagement für einen Lebensraum, der für die Identität unserer Region eine große Rolle spielt, öffentlichkeitswirksam darzustellen. Ziel ist es, den Streuobstanbau und die Streuobstwiesen als Biodiversitäts-Hotspots noch bekannter zu machen und für die Aufmerksamkeit zu werben, die sie verdienen.
Welches sind die Kriterien, um Streuobstkommune zu werden? Der Regionalverband zeichnet Kommunen in unterschiedlichen Kategorien aus und hat sich ganz bewusst gegen feste Kriterien entschieden. Eine Fachjury entscheidet anhand der eingehenden Bewerbungen jedes Jahr neu. So wurden schon Kommunen ausgezeichnet, die seit vielen Jahren aktiv sind und umfangreiche Förderkonzepte umsetzen. Es wurden aber auch Kommunen ausgezeichnet, die mit einer neuen Strategie gerade anfangen. Diesen soll mit der Auszeichnung Rückenwind für ihre Aktivitäten geben werden.
Die Preisträger-Kommunen erhalten als Anerkennung eine Urkunde und bekommen Besuch von der mobilen Kelterei des MainÄppelHauses. Außerdem gibt es einen Gutschein für eine kostenlose Fortbildung beim Streuobstexperten Josef Weimer zu einem Kursthema ihrer Wahl.
Der Regionalverband FrankfurtRheinMain unterstützt seine 80 Mitgliedskommunen beim Erhalt der Streuobstwiesen und hat dabei seine Rolle als zentraler Akteur eingenommen. Ein großes Anliegen ist es, die vielen Aktiven im Streuobstwiesenschutz zusammen zu bringen, diese zu vernetzen und einen regen Austausch zu generieren, getreu dem Motto: „gemeinsam erreichen wir mehr“.
Der Regionalverband betreibt die Informationsplattform Streuobst-Portal Region FrankfurtRheinMain (www.streuobst-frm.de). Außerdem ist er Herausgeber der Streuobst-Zeitschrift „Der Apfelbote“. Er macht Lobbyarbeit beim Land für die Interessen der Streuobstakteure in der Region und kümmert sich um die Vernetzung und Unterstützung von kommunalen oder privaten Streuobst-Interessierten. Beispielsweise über Veranstaltungen und Kurse des Regionalen Streuobstzentrums MainÄppelHaus, das der Regionalverband finanziell unterstützt. Auf der Website gibt es neben vielen Infos zum Thema eine „Streuobst-Börse“ als Plattform zum Suchen und Finden in Sachen Streuobst (www.streuobst-frm.de/sb).
Weitere Infos:
„Auch die dritte Runde unseres Wettbewerbs hat sichtbar gemacht, wie beherzt sich die Kommunen für den Erhalt dieser identitätsstiftenden Kulturlandschaft einsetzen“, betont Rouven Kötter (SPD), Erster Beigeordneter des Regionalverbands anlässlich der Preisverleihungen. „So geht Naturschutz vor der eigenen Haustür.“
Wehrheim ist das selbsterklärte „Apfeldorf am Limes“. „Apfelwein gilt nur dann als echter reiner Apfelwein, wenn er aus unbehandelten Äpfeln der Region gewonnen wurde. Zusätze jedweder anderer Art sind nicht erlaubt.“ So streng hat der Verein Apfelweinfreunde das „Wehrheimer Reinheitsgebot“ formuliert. Hier kümmert man sich beherzt um Wohl und Weh der rund 1.000 Obstbäume der Gemeinde. Beteiligt sind Fachleute wie Kelterer und Pomologen, aber auch viele Obstbaumpaten, die in kommunalen Kursen lernen, ihre Patenbäume zu pflegen. Aktiv sind Schäfer, Imker und Drechsler, die Erzeugnisse der Wiesen zu verwerten wissen. Der Bäcker des Ortes betreibt nebenbei eine auf alte Sorten spezialisierte Obstbaumschule, und die Rotarier Saalburg-Taunus versorgen die lokale Limesschule für eine „Apfelpause“ einmal im Monat mit Früchten von den gemeindeeigenen Streuobstwiesen. Und: In Wehrheim gibt es die einzige Apfelblütenkönigin der Region. Aktuell regiert Larissa I.
Auch in den fünf Stadtteilen von Nidderau sorgen Kommune und Zivilgesellschaft gemeinsam für Erhalt und Nutzung der rund 100 Hektar Streuobstflächen. Das Spektrum reicht vom städtischen Arbeitskreis Streuobst und mehreren Obst- und Gartenbauvereinen über Landwirte, die die Beweidung und die Mahd organisieren, bis zu Vogel- und Naturschutzorganisationen. Aktuell läuft in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Main-Kinzig-Kreis ein vom Land unterstütztes Projekt zur Kartierung der lokalen Streuobstwiesen. Hierbei wird auch nachgepflanzt und saniert, zudem wird die Vermittlung von Obstwiesen nach dem Motto „Nutzung gegen Pflege“ gefördert. Ein beliebtes umweltpädagogisches Angebot gibt es bereits seit 1991: Seither haben Generationen von Nidderauer Kindern mit der städtischen Kinderumwelt AG die Pflanzen- und Tierwelt der Streuobstwiese erkundet.
In den vergangenen Jahren hat das in der Wetterau gelegene Wölfersheim wegweisende Schritte zum Erhalt und sogar Ausbau der Streuobstflächen unternommen. So wurden im Zuge eines 2018 beschlossenen Streuobstkonzepts Neuanpflanzungen und Sammelbestellungen umgesetzt. Die gemeindeeigenen Flächen sind vollständig kartiert, die Daten in das Streuobst-Kataster des Regionalverbandes eingetragen. An der von dieser für Kommunen organisierten Weiterbildung zum zertifizierten Landschaftsobstbauer haben Mitarbeiter des Bauhofes und der Verwaltung aus Wölfersheim teilgenommen. Für die Bürger bietet die Gemeinde jedes Jahr kostenlose Schnittkurse an, seit 2022 kann man bei ihr auch eine Obstraupe als „Erntehelfer“ ausleihen. Zudem läuft die von der Gemeindevertretung beschlossene Aktion „10.000 Bäume für 10.000 Wölfersheimer“ – eine auch klimapolitisch motivierte Aufgabe, die das Engagement vieler verlangt, aber auch ermöglicht.
Seit 2021 lobt der Regionalverband jährlich im Zuge des Wettbewerbs drei Streuobstkommunen aus und setzt dies auch in den kommenden Jahren fort. Eine solche Auszeichnung gibt einer Kommune die Möglichkeit, ihr Engagement für einen Lebensraum, der für die Identität unserer Region eine große Rolle spielt, öffentlichkeitswirksam darzustellen. Ziel ist es, den Streuobstanbau und die Streuobstwiesen als Biodiversitäts-Hotspots noch bekannter zu machen und für die Aufmerksamkeit zu werben, die sie verdienen.
Welches sind die Kriterien, um Streuobstkommune zu werden? Der Regionalverband zeichnet Kommunen in unterschiedlichen Kategorien aus und hat sich ganz bewusst gegen feste Kriterien entschieden. Eine Fachjury entscheidet anhand der eingehenden Bewerbungen jedes Jahr neu. So wurden schon Kommunen ausgezeichnet, die seit vielen Jahren aktiv sind und umfangreiche Förderkonzepte umsetzen. Es wurden aber auch Kommunen ausgezeichnet, die mit einer neuen Strategie gerade anfangen. Diesen soll mit der Auszeichnung Rückenwind für ihre Aktivitäten geben werden.
Die Preisträger-Kommunen erhalten als Anerkennung eine Urkunde und bekommen Besuch von der mobilen Kelterei des MainÄppelHauses. Außerdem gibt es einen Gutschein für eine kostenlose Fortbildung beim Streuobstexperten Josef Weimer zu einem Kursthema ihrer Wahl.
Der Regionalverband FrankfurtRheinMain unterstützt seine 80 Mitgliedskommunen beim Erhalt der Streuobstwiesen und hat dabei seine Rolle als zentraler Akteur eingenommen. Ein großes Anliegen ist es, die vielen Aktiven im Streuobstwiesenschutz zusammen zu bringen, diese zu vernetzen und einen regen Austausch zu generieren, getreu dem Motto: „gemeinsam erreichen wir mehr“.
Der Regionalverband betreibt die Informationsplattform Streuobst-Portal Region FrankfurtRheinMain (www.streuobst-frm.de). Außerdem ist er Herausgeber der Streuobst-Zeitschrift „Der Apfelbote“. Er macht Lobbyarbeit beim Land für die Interessen der Streuobstakteure in der Region und kümmert sich um die Vernetzung und Unterstützung von kommunalen oder privaten Streuobst-Interessierten. Beispielsweise über Veranstaltungen und Kurse des Regionalen Streuobstzentrums MainÄppelHaus, das der Regionalverband finanziell unterstützt. Auf der Website gibt es neben vielen Infos zum Thema eine „Streuobst-Börse“ als Plattform zum Suchen und Finden in Sachen Streuobst (www.streuobst-frm.de/sb).
Weitere Infos:
- Seit 2019 bietet der Regionalverband FrankfurtRheinMain mit dem MainÄppelHaus und Josef Weimer den Jahres-Zertifikatskurs „Zertifizierter Landschaftsobstbauer“ (www.streuobst-frm.de/zentraler-akteur-rv) speziell für seine Verbandskommunen an und unterstützt sie damit bei der Pflege und Erhalt ihrer Streuobstwiesen. Für 2024 sind Anmeldungen ab sofort möglich.
- Kürzlich ist die aktuelle Ausgabe des „Apfelboten“ erschienen. Mit dem Magazin möchte der Regionalverband die Bedeutung der hessischen Apfelwein- und Obstwiesenkultur hervorheben und beitragen, die Streuobstwiesen als einzigartige Lebensräume und wichtiges Kulturgut zu erhalten.
- Der Apfelbote“ liegt bei den Verbandskommunen und Mitgliedern sowie Partnern der fünf Regionalschleifen der Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute aus und kann auf dem Streuobst-Portal heruntergeladen werden.