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Datum: 30.10.2021

Bei der Ansiedlung neuer Rechenzentren setzt Regionalverband auf verstärkten Dialog mit Kommunen und Betreibern

Beim Impulsforum stehen Planung, Energieeffizienz und Abwärme-Nutzung von Rechenzentren im Fokus

Der digitale Wandel durchdringt viele Branchen und Lebensbereiche. Voraussetzung für diesen rasanten Wandel ist eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, die zu einem immer wichtigeren Standortfaktor wird. Rechenzentren gelten neben dem Glasfaserausbau als Kernelement der Digitalisierung. Als Digital Hub und Europas Zentrum der Daten sind Rechenzentren für die Metropolregion von besonders großer wirtschaftlicher Bedeutung. Die Region FrankfurtRheinMain hat sich mit dem weltweit größten Internetkonten DE-CIX zu einem Magneten für Rechenzentren entwickelt.

Um über die Chancen und Herausforderungen dieser Entwicklung zu diskutieren, veranstaltete der Regionalverband FrankfurtRheinMain das Impulsforum Rechenzentren. Entscheidungsträger aus der Region und Branchenvertreter berieten am 26.10.2021 in Dreieich Fragen zu Energie- und Wasserverbrauch, Energiefffizienz, Städtebau und Flächenbedarf sowie andere planerische Fragen.

Als Gastgeber des Impulsforums betonte Verbandsdirektor Thomas Horn die Bedeutung der Rechenzentren als kommunaler und regionaler Standortfaktor, der die Ansiedlung weiterer Unternehmen fördere. „Rechenzentren sind das Herzstück der Digitalisierung, und dieses Herz schlägt in unserer Region.“

Angesichts des durch die Ansiedlung weiterer Rechenzentren steigenden Strombedarfs sagte Horn: „Wir gehen davon aus, dass die neue Bundes- sowie die Landesregierung ihre Energieziele weiterverfolgen wird und der Strom für Rechenzentren zunehmend aus erneuerbaren Energien bezogen wird.“

Zugleich plädierte der Verbandsdirektor dafür, den Stromverbrauch in den Zentren zu reduzieren und verstärkt an den entsprechenden Innovationen und Technologien zu forschen. „Wir freuen uns, dass Bund und Länder ebendiese Forschung mit neu aufgestellten Förderprogrammen unterstützen wird. Der Regionalverband wird hier wie immer bei der Beantragung von Fördermitteln beraten“, sagte Horn.
Zur weiteren Rolle des Verbandes sagte Horn: „Der Regionalverband kann eine Plattform für den regionalen Austausch zwischen den Kommunen im Verbandsgebiet bieten, um Lösungen für die städtebauliche Integration von Rechenzentren und zu Fragen der Energieeffizienz und Abwärme zu finden. Den heute initiierten Dialog auch mit den Branchenvertretern werden wir sicher fortführen.“

Eine regionalplanerische Steuerung der Ansiedlung von Rechenzentren auf Ebene des Regionalen Flächennutzungsplanes (RegFNP) wird vom Regionalverband derzeit nicht verfolgt. „Es gibt hierfür aktuell keine passenden planerischen Instrumente“, sagte Horn. Auch wolle man nicht in die Planungshoheit der Kommunen eingreifen, wenn es um die Entwicklung der örtlichen Gewerbegebiete gehe.

Beim Impulsforum betonte Dr. Ralph Hintermann, Senior Researcher am Borderstep-Institut für Innovation und Nachhaltigkeit, in seinem einleitenden Vortrag die zunehmende Bedeutung von Rechenzentren für die Region: FrankfurtRheinMain ist der Top-Standort mit der höchsten Rechenzentrumsdichte in Europa.“ Der Bedarf an weiteren Rechenzentren wird allein schon wegen der 5G-Mobilfunktechnik erheblich wachsen.“ Hintemann wies auch auf die „enorme Bedeutung von Rechenzentren als Basisinfrastruktur für eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung“ hin.

Aus Sicht der Branche und des Rechenzentrum-Betreibers Telehouse Deutschland GmbH, einem Tochterunternehmen des Konzerns KDDI Corp., skizzierte Dr. Béla Waldhauser die Anforderungen, die für die Standortauswahl von Rechenzentren wichtig sind. „Rechenzentrums-Betreiber bzw. deren Kunden schätzen eine möglichst risikoarme Lage, viel Glasfaser-Infrastruktur möglichst verschiedener Anbieter sowie ausreichende Stromnetzkapazitäten“, sagte Waldhauser.

Er plädierte für mehr Vorhaben, bei denen Rechenzentren die Wärme für Wohn- und Büroräume liefern. „Hierfür sind neue Kooperationen zwischen Stadt, Investor, Rechenzentrum und Netzdienstleister notwendig. Schon aus betriebswirtschaftlichen Gründen haben Betreiber von Rechenzentren ein sehr großes Interesse daran, innovativere Ideen zum effizienten Betrieb gemeinsam mit anderen zu entwickeln oder exisitierende Lösungen anzuwenden“, sagte Waldhauser.

Dr. Markus Coenen, Vorstandsmitglied der Süwag Energie AG, sprach im Zuge des Impulsforums über die Herausforderung, angesichts steigender Strombedarfe die Digitalisierung in der Region FrankfurtRheinMain mit 100 Prozent ökologisch produziertem Strom umzusetzen. „Als Unternehmen können wir Einiges zur Energiewende beitragen, benötigen jedoch auch die Unterstützung des Landes Hessen und der neuen Bundesregierung.“

Die Süwag Energie AG plant in Hofheim-Marxheim mit Partnern ein Rechenzentrum, das eigenen Angaben zufolge hohe Anforderungen in Bezug auf Effizienz und Nachhaltigkeit erfüllen wird. „Die Investition in ein eigenes Rechenzentrum liegt nahe. Als Unternehmen engagieren wir uns in der Region und kennen sowohl die Anforderungen von Rechenzentren als auch die Möglichkeiten, die wir als Energiedienstleister haben“, sagte Dr. Coenen. Die Umsetzung weiterer Rechenzentren bezeichnete er als „anspruchsvolle Herausforderung“ für Netzwerksbetreiber. „Dabei müssen der planungs- und zeitintensive Ausbau der Netzinfrastruktur, eine oftmals schwierige öffentliche Meinungsbildung, eine anspruchsvolle Standort-Suche und die begrenzte Verfügbarkeit von Fachkräften berücksichtigt werden.“

Zum Abschluss des Impulsforums Rechenzentrums lautete ein Fazit von Verbandsdirektor Thomas Horn: „Rechenzentren bleiben in FrankfurtRheinMain willkommen. Wir setzen auf Dialog mit allen Stakeholdern - nicht auf Regulierung von oben, um den Herausforderungen der Energieeffizienz, der Nutzung von Abwärme und des Flächenverbrauchs auf den verschiedenen Planungsebenen zu begegnen.“

 

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