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Initiative Wissensregion bringt Wissensatlas 2018 heraus und zieht Schlüsse daraus

Pünktlich zu ihrem zehnjährigen Bestehen gibt die Initiative Wissensregion, ein Zusammenschluss von Regionalverband FrankfurtRheinMain, IHK Frankfurt am Main und Wirtschaftsinitiative FrankfurtRheinMain, den Wissensatlas 2018 heraus. „Nur Metropolregionen, die international, innovativ sowie wirtschafts- und forschungsstark sind, können sich in einer globalisierten und digitalisierten Welt, in der Wissen zum zentralen Standortfaktor wird, im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten. Der neue Wissensatlas zeigt für unsere Metropolregion ein gemischtes Bild“, erklärt der Direktor des Regionalverbandes, Ludger Stüve, bei der Vorstellung der 100-seitigen Broschüre.

Er nennt als Beispiel die klassische Kennzahl Bruttoinlandsprodukt: Im Vergleich zum Jahr 2012, damals erschien die bislang letzte Ausgabe des Atlasses, ist ein Anstieg von 15,6 Prozent zu verzeichnen. „Wir sind auch weiterhin auf Wachstumskurs und rangieren deutschlandweit auf Platz zwei hinter der Metropolregion München.“ Trotz dieser positiven Nachrichten müsse man feststellen, dass die Dynamik nachgelassen habe und der Abstand zu anderen Regionen kleiner werde. Die Kaufkraft liege 8,9 Punkte über dem Bundesdurchschnitt, sei jedoch im Vergleich zu 2012 um 2,4 Prozent gesunken.

Eine besondere Stärke der Region sei, so Stüve weiter, seit jeher ihre Internationalität, 15,3 Prozent der Bewohner hätten ihre Wurzeln im Ausland. So finde sich beispielsweise die größte südkoreanische Community Deutschlands in FrankfurtRheinMain. Die Anzahl der internationalen Studierenden steige kontinuierlich, aus über 160 Ländern kämen junge Menschen zu uns, um hier einem Studium nachzugehen. Der Anteil an der Gesamtzahl der Studierenden betrage 14,1 Prozent. „Wir müssen eine aktive Willkommenskultur schaffen, die internationalen Fachkräften das Ankommen erleichtert und ihnen ermöglicht, bei uns ein Zuhause zu finden.“

Dem Präsidenten der IHK Frankfurt, Professor Dr. Mathias Müller, liegt ebenfalls der Aspekt Fachkräfte am Herzen, da biete der Atlas interessante Zahlen. So sei beispielsweise ein deutlicher Anstieg der Schulabgänger mit Abitur zu verzeichnen. Fast 40 Prozent der Schülerinnen und Schüler in der Metropolregion hätten heutzutage die Hochschulreife, dies entspreche einem Anstieg von acht Prozentpunkten seit dem Jahr 2012. „Immer mehr junge Menschen entscheiden sich für einen akademischen Weg. In unserer Gesellschaft scheint der Wert einer soliden Ausbildung in Vergessenheit geraten zu sein.“ Dabei sei der Fachkräftemangel in erster Linie bei Beschäftigten mit Berufsausbildung spürbar und nicht bei Akademikern. Der IHK-Fachkräftemonitor zeige dies deutlich: So fehlten im abgelaufenen Jahr in Hessen bereits 42.000 beruflich qualifizierte Beschäftigte im Gegensatz zu 14.000 Akademikern. „Schaut man auf die Prognosen“, so Müller weiter, „so wird sich dieser Trend noch weiter verstärken. 2030 gehen wir bereits von einem Verhältnis 198.000 zu 28.000 aus – fast eine Verfünffachung bei den beruflich Qualifizierten im Gegensatz zu einer Verdopplung bei den Akademikern.“

In diesem Zusammenhang kann der IHK-Präsident noch einen weiteren bedeutsamen Indikator, der rasant in die Höhe schnellte, in dem Wissensatlas erkennen: das duale Studium. Seit der letzten Erhebung im Jahr 2012 konnten jetzt doppelt so viele Studiengänge, nämlich genau 107, ermittelt werden. „Dies ist natürlich auch eine akademische Laufbahn, aber die Praxisrelevanz ist dennoch ein zentrales Element.“

Schließlich sieht Müller das Thema „Forschung und Entwicklung“ (FuE) als einen weiteren wichtigen Baustein für die Zukunftsperspektiven der Region FrankfurtRheinMain. „Betrachtet man die tatsächlichen Zahlen, so ist noch Luft nach oben. Wir konnten uns zwar im Hinblick auf die Aufwendungen der Unternehmen für FuE sowie beim dafür eingesetzten Personal auf einem guten Niveau halten, ein deutlicher Aufwärtstrend ist allerdings nicht zu erkennen“. So investierten die Unternehmen heute jährlich rund 5,5 Milliarden Euro in ihre Forschung und Entwicklung, immerhin sechs Prozent mehr als noch beim letzten Wissensatlas. Die Anzahl der Beschäftigten sinke jedoch leicht.

Für Professor Dr. Wilhelm Bender, den Vorstandsvorsitzenden der Wirtschaftsinitiative, ist es wichtig, dass sich Universitäten und Forschungseinrichtungen mit den Unternehmen austauschen. Er verweist auf das hier in unserer Metropolregion einzigartige Konzept der „Houses of“. Angefangen habe alles mit dem House of Finance an der Goethe Universität im Jahr 2008, heute gebe es insgesamt fünf solcher „Cluster-Plattformen“: Das House of Logistics and Mobility, das House of IT, das House of Pharma & Healthcare sowie das House of Energy. Die „Houses of“ repräsentierten neben der wichtigen Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft eine weitere Besonderheit von FrankfurtRheinMain: die Vielfalt und den Mix der Branchen. „International, aber auch in Deutschland werden wir hauptsächlich als Standort von Banken und Finanzdienstleistungen wahrgenommen. Den Wohlstand und die gute konjunkturelle Entwicklung verdanken wir aber auch zu einem großen Teil unseren starken Leitbranchen in der Industrie wie Automation, Automotive, Chemie, Pharmazie und Biotechnologie. Darüber hinaus sind wir stark in den Bereichen Logistik und Transport, Gesundheitswirtschaft sowie Informations- und Kommunikationstechnologie.“ Bender plädiert deshalb dafür, FrankfurtRheinMain ausdrücklich als Industriestandort und als Standort mit einem breiten Branchenmix zu bewerben.

Ein neuer günstiger Faktor für die Weiterentwicklung der Branchenstruktur ist nach Auffassung von Bender die entstandene Startup-Szene. Bei der Anzahl der Neugründungen liege Hessen auf Platz drei hinter Berlin und Hamburg. „Es ist gut, wenn sich zusätzlich zu den bestehenden auch junge, kleine Unternehmen ansiedeln. Sie bringen frische Ideen und machen unsere Region fit für die Zukunft.“ So bereichere die Ansiedlung von FinTech-Startups die ansässige Finanzwirtschaft um neuartige, meist digitale Angebote. „Wir müssen uns aber auch die Frage stellen, was können wir tun, um junge, innovative Unternehmen anzulocken.“ Sehr erfreulich findet deshalb der Chef der Wirtschaftsinitiative, dass die Anzahl der Gründerzentren und der sogenannten Coworking-Spaces (gemeinsame Büroräume) seit 2012 von 24 auf 31 gestiegen ist. Beispiele seien das TechQuartier in Frankfurt und das Gründer- und Technologiezentrum HUB 31 in Darmstadt.

Stüve, Müller und Bender sind sich einig: „Um unseren Wohlstand zu bewahren, müssen wir unter anderem in die Bildungsinfrastruktur investieren, eine Willkommenskultur für Fachkräfte etablieren und eine vielfältige Branchenstruktur erhalten. Wir hoffen, der Wissensatlas 2018 gibt hierzu einige Denkanstöße.“

Die Initiative Wissensregion gründete sich vor zehn Jahren. Grundlage war die Wissenserklärung, die über 370 führende Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft unterzeichnet hatten. Der Wissensatlas vermisst mit 47 Indikatoren in fünf Kategorien die Wissenslandschaft der Metropolregion FrankfurtRheinMain. Das Heft kann hier auf unserer Veröffentlichungs-Seite (unter dem Reiter "Zukunftstrends/Branchenreports") heruntergeladen werden.

 

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23.01.2018