»Bewegungsqualität für alle!«
Zwei Jahre intensive Arbeit mit umfangreicher Bürger- und Fachbeteiligung liegen hinter den Mitarbeitenden des Regionalverbands FrankfurtRheinMain. Das Ergebnis dieses Prozesses wurde nun über den Regionalvorstand zur Beratung und Beschlussfassung in die Verbandskammer verwiesen: „FrankfurtRheinMain in Bewegung - die Mobilitätsstrategie für die Region“ formuliert eine klare Vision, benennt dazu messbare Verkehrs- und Klimaziele und konkretisiert diese mit 19 Maßnahmen, mit deren Umsetzung sofort begonnen werden soll. „Wir wollen Bewegungsqualität für alle Menschen in der Region erreichen. Das gelingt uns nicht, wenn wir uns darüber beschweren, dass es zu lange dauert, um in Deutschland notwendige Verkehrsinfrastrukturprojekte zu bauen. Die Mobilitätswende hängt nicht nur von wenigen Großprojekten ab, sondern von vielen Bausteinen, die sofort angepackt und umgesetzt werden können“, erläutert der zuständige Erste Beigeordnete und Mobilitätsdezernent Rouven Kötter (SPD) die Zielsetzung der Mobilitätsstrategie. „Wir haben kein theoretisches Werk für fachkundige Feinschmecker erarbeitet, sondern einen Fahrplan für eine unverzügliche Verbesserung des Verkehrsangebots in unserer Region. Wir wollen nicht länger diskutieren, sondern anpacken und loslegen.“ Dazu wird ein klares Ziel ausgerufen: In nur fünf Gehminuten soll von jeder Haustür der Region ein öffentlich zugängliches, attraktives Mobilitätsangebot erreichbar sein.
Georgios Kontos, Leiter der Stabsstelle Mobilität beim Regionalverband, hat mit einem kleinen, motivierten Team einen zweijährigen Beteiligungs- und Erarbeitungsprozess organisiert, an dessen Ende nun der Fahrplan für die Mobilitätswende in FrankfurtRheinMain steht. „Die 19 Maßnahmen verteilen sich auf sechs thematische Pakete und sind alle mit einem oder mehreren ‚Kümmerern‘ versehen, sodass auch die Zuständigkeiten klar geregelt sind. Alle Maßnahmen dienen den zu Beginn festgelegten Forderungen zur zukünftigen Entwicklung in FrankfurtRheinMain: Mobilität für alle, unnötigen Verkehr vermeiden und nötigen Verkehr gestalten“, berichtet Kontos.
Schwerpunkte der Mobilitätsstrategie sind der Bau der Radschnellwege, die Lückenschlüsse im Radwegenetz, die regionale Umsetzung von Mobilitätsstationen, die Stärkung des Fußverkehrs, die schienenorientierte Siedlungsentwicklung, die Verbesserung und Erweiterung der Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Carsharings sowie die regionale Strukturierung der immer mehr zunehmenden Wirtschaftsverkehre.
„Es geht uns nicht um Verbote oder Einschränkungen. Vielmehr wollen wir die Angebote so gestalten, dass man freiwillig einen Mobilitätsmix wählt, der für sich selbst, die Verkehrssituation und die Umwelt sinnvoll ist. Das erreichen wir nur, wenn die Alternativen zum privat genutzten Auto komfortabel, attraktiv und bequem nutzbar sind. Damit schafft man wiederum Platz auf den Straßen für diejenigen, die auf das Auto angewiesen sind“, so Mobilitätsdezernent Kötter.
Einige der Maßnahmen, wie beispielsweise die Radwegeoffensive mit einem Netz von neun Radschnellwegen durch die Region oder die Implementierung eines Schienen-Coachs für Kommunen und Unternehmen in der Region, wurden bereits vorgezogen und sind in Arbeit. Andere Maßnahmen, wie ein kreisweites Carsharing-Angebot oder die regionale Strukturierung der Wirtschaftsverkehre, sollen nun angegangen werden. „Wir werden direkt nach dem Beschluss durch die Verbandskammer mit unseren Partnern an die Umsetzung der Maßnahmen gehen. Der Arbeitsauftrag unserer Mitgliedskommunen war klar und deutlich: Es soll angepackt und umgesetzt werden. Die eigentliche Arbeit geht also jetzt erst richtig los“, zeigt sich Kötter motiviert für die weiteren Schritte.
„Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern sowie den Fachleuten und Partnerorganisationen, die an der Mobilitätsstrategie mitgearbeitet haben. Auch möchten wir uns beim Team der Stabsstelle Mobilität und bei allen anderen Mitarbeitenden des Regionalverbands bedanken, die abteilungs- und dezernatsübergreifend mit Engagement und Fachwissen ihren Beitrag zur Mobilitätsstrategie geleistet haben“, so Kötter und Kontos abschließend.
Eine Auswahl der Maßnahmen, um die sich der Regionalverband gemeinsam mit anderen Organisationen und seinen Mitgliedskommunen kümmern will:
• Bau von neun Radschnellwegen durch die Region
• Schließung der Lücken im überörtlichen Radroutennetz
• Entwicklung eines regionalen Konzepts für maßgeschneiderte Mobilitätsstationen
• Ausbau der Bike+Ride-Anlagen
• Erarbeitung eines regionalen Park+Ride-Konzepts
• Beratungs- und Vernetzungsangebote zum Thema Fußverkehr
• Verbesserung der fußläufigen Erreichbarkeit wichtiger Versorgungseinrichtungen und Bahnhaltepunkte
• Barrierearmer Ausbau aller Schienenhaltepunkte
• Fokus der Siedlungsentwicklung auf bestehende oder neue Schienenhaltepunkte
• Aufbau von On-demand-Verkehren in der gesamten Region
• Entwicklung urbaner Seilbahnen
• Mehr Güter auf die Schiene durch Gleisanschlüsse
• Erarbeitung eines regionalen Wirtschaftsverkehrskonzepts
Die gesamte Mobilitätsstrategie ist hier abrufbar: www.region-frankfurt.de/mostra
Interview mit Mobilitätsdezernent Rouven Kötter (SPD)
Braucht die Region eine Mobilitätsstrategie?
Ja. Unsere Region ist von permanenter Bewegung und Dynamik geprägt. Dennoch erleben wir häufig Stillstand oder Schneckentempo – im Stau, in vollen Zügen oder beim Bau großer Infrastrukturprojekte. Das wollen wir ändern und zwar nicht erst in zehn, zwanzig Jahren, sondern unverzüglich.
Dafür braucht man aber Großprojekte, wie den Fernbahntunnel oder den Schienenring um Frankfurt. Wie soll das kurzfristig gelingen?
Diese Projekte bleiben wichtig und müssen mit Hochdruck weiterbearbeitet werden. Aber diese Vorhaben dürfen nicht als Ausrede für anhaltenden Stillstand benutzt werden. Vielmehr bedarf es vieler Maßnahmen, um ans Ziel zu kommen. Wichtig ist, dass wir heute noch anfangen und nicht beim Warten auf den großen Wurf vergessen, den ersten Schritt zu gehen.
Welche konkreten Schritte schlägt die Mobilitätsstrategie vor?
Wir haben sechs Pakete mit insgesamt 19 konkreten Maßnahmen erarbeitet. Das geht vom lückenlosen Radwegenetz über kreisweite Carsharing-Angebote bis hin zur Strukturierung der immer umfangreicher werdenden Wirtschaftsverkehre. 14 Maßnahmen will der Regionalverband selbst anpacken. Aber alleine kann es nicht gelingen. Die Mobilitätswende ist eine Gemeinschaftsaufgabe.
Was sind die Ziele der Mobilitätsstrategie?
Wir wollen Bewegungsqualität für alle in unserer Region erreichen. Von jedem besiedelten Ort soll innerhalb von fünf Gehminuten ein Mobilitätsangebot zu erreichen sein. Unnötiger Verkehr soll vermieden, notwendiger Verkehr umweltfreundlich und umfeldgerecht gestaltet werden.
Wie geht es nun weiter?
Wir werden direkt nach dem Beschluss durch die Verbandskammer an die Umsetzung der Maßnahmen gehen. Der Arbeitsauftrag unserer Mitgliedskommunen war klar und deutlich: Es soll angepackt und umgesetzt werden. Die eigentliche Arbeit geht also jetzt erst richtig los.