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"Breites Angebot an Pflanzen und Blütenformen"

Weltbienentag: Balkone und Gärten insektenfreundlicher gestalten

Anlässlich des heutigen Wildbienentags fragten wir Dr. Daniela Warzecha vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt, wie sich Gärten und Balkone insektenfreundlicher gestalten lassen. Sie ist Koordinatorin des Projekts „Insektenwiesen Hessen“ und war Jury-Mitglied des Fotowettbewerbs „Blühende Gärten“, der im vergangenen Jahr vom Regionalverband ausgelobt wurde.

Was empfehlen Sie als bienen- und insektenfreundliche Bepflanzung für Gärten und Balkone?

Warzecha: Das hängt davon ab, welche Tiergruppe man besonders unterstützen möchte. Es gibt teils hohe Spezialisierungen unter den Insekten, die sehr umfangreich und komplex sein können. Daher sollte man ein breites Angebot an Pflanzen mit möglichst verschiedenen Blütenformen anbieten, also tiefkelchige Blüten wie Klee, Platterbsen und Wiesensalbei ebenso wie offen zugängliche Blüten, beispielsweise Flockenblumen, Margerite oder Schafgarbe. Hochgezüchtete Stauden mit gefüllten Blüten, beispielsweise häufig bei Chrysanthemen oder Dahlien, sind schön anzusehen, bieten jedoch kaum Nahrung für Bienen.

Inwiefern sind die verschiedenen Pflanzen- und Blütenformen wichtig?

Warzecha: Die unterschiedlich langen Mundwerkzeuge der Insekten entscheiden darüber, an welcher Blütenform sie an den Nektar gelangen. Auch Unkräuter kann man stehen lassen, sie sind bei Insekten und Bienen sehr beliebt. Mit anderen Worten: Eine große Vielfalt von Formen bei den Pflanzen ist gut, um möglichst viele Arten zu fördern. Hinzu kommt, dass ein Drittel der Bienen eine starke Pollenspezialisierung hat und nur dort vorkommen kann, wo es eine ausreichende Zahl von Wirtspflanzen gibt.

Wie lassen sich in Gärten weitere Bedingungen für Bienen verbessern?

Warzecha: Es empfiehlt sich, offene Bodenstellen zuzulassen oder zu schaffen, in denen Wildbienen nisten können. Denn zwei Drittel der heimischen Arten nisten im Boden. Das ist deutlich besser als zum Beispiel Insektenhotels im Handel zu kaufen, die Insekten nicht optimal fördern.

Apropos Boden: Bienen und Insekten mögen ungemähte Wiesen besonders, oder?

Warzecha: Ja, wer seine Gartenwiese nur ein- bis zweimal im Jahr mäht, kann dadurch sehr blütenreiche Lebensräume für Insekten schaffen. Diese sollten nie komplett gemäht werden, sondern es sollte immer etwas stehen bleiben. Dadurch bleibt über das ganze Jahr ein Nahrungsangebot auf der Wiese erhalten, und Schmetterlinge finden dort geeignete Bedingungen für den Bau ihrer Puppenstuben.

Wo gibt es weitere Infos zu diesem Thema?

Warzecha: Leider ist es nicht ganz einfach, gute Quellen zu finden, da auch viele oberflächliche oder falsche Informationen im Internet zu finden sind. Es ist hilfreich, sich mit den Insekten, die man fördern möchte, ein wenig auseinander zu setzen und in dem Zusammenhang etwas zu den benötigten Pflanzen nachzulesen. Bezüglich der Wildbienen kann ich die Website www.wildbienen.info von Paul Westrich empfehlen, er ist einer der führenden Wildbienenexperten in Deutschland. Er gibt auch praktische Tipps zur insektenfreundlichen Gartengestaltung.

Für die Förderung von Schmetterlingen finden sich auf der Projektseite unserer Kolleginnen und Kollegen aus Dresden unter www.schmetterlingswiesen.de interessante Informationen mit Empfehlungen geeigneter Nahrungspflanzen. Bei Senckenberg wird zudem gerade das Angebot an Mitmachprojekten und praktischen Empfehlungen ausgeweitet und nach und nach auf der Seite www.gemeinsamforschen.senckenberg.deergänzt. Und jeder, der in Hessen im Garten Insekten und Bienen beobachtet, kann diese gern im Online-Portal des Projektes Insekten Hessen melden unter: www.Insekten-hessen.de

Das Interview führte René de Ridder, Regionalverband FrankfurtRheinMain

 

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