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Erstmals systematische Erfassung der Landschaft durch Universität Kassel

Die Burg Münzenberg hinter Rapsfeldern, die offene Landschaft um Usingen-Wernborn und –Eschbach, Hochheim mit seinen Weinreben und die Flörsheimer Schweiz, aber auch das eher urbane Frankfurter Mainufer zwischen Gerbermühle und Westhafen. Dazu der riesige Mönchbruch im Kreis Groß-Gerau, die Seligenstädter Einhards-Basilika in ihrer Schönheit am Mainufer und natürlich auch die Ronneburg in malerischer Umgebung. Sie alle gehören zu den jetzt vom Fachgebiet Landschaftsentwicklung der Universität Kassel 38 identifizierten „bedeutsamen Landschaften“ im gesamten Gebiet des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain.

„Dieses Gutachten zeigt deutlich, wie schön es im Rhein-Main-Gebiet sein kann und welche landschaftliche Vielfalt es bietet. Das ist der Schatz der Region. Es gilt, diesen Schatz sorgsam zu hegen und zu pflegen und die Qualität der einzelnen Gebiete gar noch zu verbessern“, sagt Verbandsdirektor Thomas Horn (CDU). Denn immer wichtiger werde auch für unsere boomende Wirtschaftsregion, die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner zu erhalten und zu steigern.

„Bedeutsame Landschaften sind Bereiche mit besonders hoher landschaftsästhetischer Qualität“, heißt es in dem vom Regionalverband in Auftrag gegebenen Gutachten. Bewertungskriterien waren unter anderem UNESCO-Welterbestätten, beispielsweise der Limes mit der Saalburg, denkmalgeschützte Bauwerke wie Kirchen, Burgruinen, Fachwerkhäuser und erlebbare kulturhistorische Landschaftselemente wie Bildstöcke und Wegekreuze. Diese kulturhistorischen Landschaftselemente erfasst der Regionalverband schon seit Jahren und speist sie in ein Kataster ein. Aber auch naturbelassene Landschaften wie beispielsweise Naturparke, Natura 2000-Gebiete, Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete wurden berücksichtigt.

Diese bedeutsamen Landschaften erstrecken sich auf rund 65.100 Hektar, das sind etwa 27 Prozent der Gesamtfläche des Regionalverbandsgebietes (knapp 250.000 Hektar). Die Gutachter empfehlen dazu, dass fünf Prozentpunkte (rund 11.600 Hektar) der bedeutsamen Landschaften nicht bebaut werden sollten, acht Prozentpunkte (rund 20.300 Hektar) vertragen „einzelne Baukörper“ und bei 14 Prozentpunkten (rund 33.100 Hektar) sind „kleinflächige Siedlungserweiterungen“ möglich.

„Erstmals liegt für unsere Region eine systematische ästhetische Bewertung unserer Landschaft vor. Die Universität Kassel hat hier echte Pionierarbeit geleistet, dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Horn. Bislang habe der Fokus zu sehr auf der „Erholungs- und Erlebniseignung der Landschaften“ gelegen. „Und unsere Mitgliedskommunen können leicht erkennen, welche Bereiche in ihrer Gemarkung eine besondere landschaftsästhetische Qualität aufweisen. Da dies gemarkungsübergreifend geschieht, könnten zur Pflege der besonderen Landschaften auch interkommunale Projekte entstehen.“ In 69 der insgesamt 75 Verbandskommunen sind solche bedeutsamen Landschaften zu finden. „Diese Hervorhebung darf allerdings nicht zu der Fehleinschätzung führen, dass die Landschaft außerhalb der erarbeiteten Kulisse unbedeutend sei. Vielmehr finden sich auch dort zahlreiche Bereiche, die gerade für das Erleben und Wahrnehmen von Natur und Landschaft einschließlich der landschaftsgebundenen Erholung sehr relevant sind“, heißt es dazu in dem Gutachten.

Der Gutachter, Prof. Dr. Andreas Mengel, und sein Team aus jungen Wissenschaftlern waren von Januar 2018 bis März 2019 an insgesamt 26 Tagen im Gelände unterwegs. Sie sind dabei rund 2.800 Kilometer gefahren und etwa 230 Kilometer gelaufen. Insgesamt 1.200 Fotos haben die Forscher geschossen. Für alle 38 bedeutsamen Landschaften wurde ein „Steckbrief“ erstellt. Darin sind die betroffenen Kommunen, die Einordnung in einen Landschaftsraum, die „wertgebenden Merkmale“, charakteristische Bilder und anderes mehr verzeichnet. „Diese Ausarbeitung ist wirklich einmalig und zeigt die Schönheit unserer Region in all‘ ihren Facetten“, sagt Horn abschließend. Er werde das Gutachten jetzt auch dem Land Hessen zur eventuellen weiteren Verwendung vorlegen.

Für den Regionalverband ist diese Expertise auch ein weiterer wichtiger Baustein bei der Neufassung des Landschaftsplanes. Dieser gehört zu einer der Kernaufgaben des Verbandes, er wird in den Regionalen Flächennutzungsplan integriert. Weitere Bausteine für den Landschaftsplan sind Untersuchungen über das Klima und die Luftqualität, den Artenschutz, die Wasserqualität, Biotope und die Bodenbeschaffenheit.

Das Gebiet des Regionalverbandes reicht auf der Nord-Süd-Achse von Münzenberg bis Groß-Gerau und in der West-Ost-Ausdehnung von Eppstein bis Langenselbold.

 

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26.08.2019