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Datum: 13.02.2023

Ihr Job ist die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute

Sabine Benneter kümmert sich um gut 1000 Kilometer Wegstrecke

Nebel hängt über der Landschaft, in den Streuobstwiesen am Rande der Langener Altstadt zwitschern Vögel in den Bäumen. Sabine Benneter ist mit zwei Smartphones und Rucksack unterwegs. Aufmerksam beobachtet sie den Weg entlang langer Reihen von Apfelbäumen und Kleingärten: „Da hängen zwei alte Schilder“, bemerkt sie. Gemeint sind jene mit dem Apfelsymbol und dem grünen Pfeil drumherum, die auf die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute aufmerksam machen.

„Seit September 2022 ist Frau Benneter beim Regionalverband FrankfurtRheinMain für diese Route zuständig. Eine Aufgabe, die es in sich hat“, erklärt der Erste Beigeordnete des Regionalverbands Rouven Kötter (SPD). In seiner Abteilung für Klima, Energie und Nachhaltigkeit ist das Thema „Streuobst“ beheimatet. „Frau Benneters Job ist es, sich um gut 1000 Kilometer Wegstrecke zu kümmern.

Der Regionalverband möchte mit seinem Engagement für die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute auf den Wert der Streuobstwiesen hinweisen und diese fördern. Sie sind einerseits uralte Kulturlandschaft, andererseits hochmodern, wenn es um Fragen von Nachhaltigkeit, regionalen Lebensmitteln, ihre Bedeutung fürs Ökosystem aber auch für die lokale Lebensqualität geht. Ballungsräume wie das Rhein-Main-Gebiet erhitzen sich an heißen Sommertagen deutlich stärker als weniger dicht besiedelte Gebiete. Streuobstwiesen haben in diesen Ballungsräumen also auch eine wichtige klimatische Ausgleichsfunktion“, erklärt Kötter.

Frau Benneter trägt derweil geschwind im Smartphone ein, dass die Schilder erneuert werden müssen. Die mobile App für die digitale Erfassung hat sie selbst zusammengestellt. Mit dem zweiten Smartphone trackt sie ihren Weg mit GPS-Daten. Mit Geoinformationssystemen kennt sich die studierte Bauingenieurin exzellent aus. Viele Jahre lang war sie beim Regionalverband im Bereich Geoinformation beschäftigt. Was man früher mühsam zusammenstellte und auf gedruckten Karten landete, ist heute alles auf eine App geschrumpft und im besten Falle superaktuell. Benneter nutzt bei ihrer Arbeit Quellen wie das digitale Basis-Landschaftsmodell, muss aber ab und zu etwas nachkorrigieren. „Ohne Handarbeit geht es nicht trotz all der technischen Hilfen“, verrät sie.

Für ihre neue Aufgabe hat Benneter eine Schulung zur Zertifizierung von Wanderwegen besucht. Dort lernt man, Wege zu kategorisieren und für den jeweiligen Zweck bestmöglich einzuschätzen. Ähnlich geht sie bei der Apfelwein- und Obstwiesenroute vor. Es geht zum Beispiel darum, ob man auf einer Strecke laufen oder Radfahren kann, ob ein Weg befestigt oder naturnah ist oder ob dort sogenannte „Points of Interest“ wie Gaststätten, Sehenswürdigkeiten oder tolle Aussichtspunkte, vorhanden sind. Auch Sitzbänke, Parkplätze oder Toiletten spielen hier eine wichtige Rolle. Dann kommen noch Bewertungen hinzu: Für die Apfelwein- und Obstwiesenroute ist die beste Kategorie „Umfeld ansprechend plus Bezug zu Streuobst.“ Schlechte Bewertungen gibt es etwa für Wege, die durch ein Industriegebiet führen, in einer Sackgasse oder im Nirgendwo enden. Eventuell muss hier der Routenverlauf geändert werden.

In Langen sind die Wege, auf denen Sabine Benneter unterwegs ist, im grünen Bereich. Vorbei geht es an langen Baumreihen, die im Spätsommer reichlich Früchte tragen. „Befestigter Weg mit Feinabdeckung“, sagt Benneter. Dann deutet sie auf ein zugewuchertes Gelände und meint: „Ich habe öfters mit Feldwegen wie diesem zu tun. Da findet man die Route gar nicht mehr“. Zum Glück liegt dieser Weg aber abseits ihrer Strecke.

Momentan erinnern die Wege der Apfelwein- und Obstwiesenroute auf ihrer Online-Karte an ein wild gewebtes Spinnennetz. „Das macht für mich keinen Sinn. Das versuchen wir zu entzerren“, sagt Benneter. Ihr Ziel sei es, einzelne Wege zu identifizieren, die man den Menschen in der Region zum einfachen Erkunden anbieten könne. Eine weitere Herausforderung sei der Zustand der Wege. „Manchmal kann ich auf den Routen gar nicht mehr laufen“, berichtet sie. Auch das müsse sich ändern. Für die Zukunft wünscht sich Benneter publikumswirksame Aktionen auf der Route wie zum Beispiel einen „Single Walk“ oder „Bratapfel-Treffs“ im Winter. Auch in Zusammenarbeit mit dem Regionalpark RheinMain sind bereits gemeinsame Routen in der Mache.

Auf dem Weg in Langen erspäht Benneter neue Dinge, die ihr Interesse wecken und sagt: „Hier ist eine Sitzbank“ oder „da ist ein Wegweiser vom Regionalpark am Pfosten. Da könnten wir unser Schild darunter anbringen“. Manchmal macht sie auch Fotos, um möglichst viel zu dokumentieren. Im Langener Mühltal angekommen fotografiert Benneter aus rotem Sandstein gehauenen Grenzsteine des Dreieicher Grenzwegs. Alles könnte von Interesse sein.

„Ich muss die Augen aufhalten“, erklärt Benneter. „Gut zehn Kilometer bin ich am Tag unterwegs“, verrät sie. Auf ihren Routen in der freien Natur trifft sie zahlreiche Menschen. Die Rückmeldungen, die sie zur Apfelwein- und Obstwiesenroute bekommt, seien sehr positiv, so Benneter. Und weiter sagt sie: „Ich mag das, draußen unterwegs sein, neues entdecken, womit man gar nicht rechnet. Das ist eine sehr schöne Aufgabe.“

Ihr Lieblingsweg? Benneter sagt: „Niederjosbach fand ich sehr gut. Das war meine erste Route die ich gegangen bin und das war genauso, wie ich mir eine Erlebnisroute vorstelle: Streuobstwiesen, Wald, Weitblick auf den Feldberg, Ruhe und ein netter Ort zum Einkehren.“


Hintergrund:

  • Die Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute ist eine Verknüpfung von Stationen und Aktionen rund um den Apfel, den Apfelwein und die Streuobstwiesen. Gegründet wurde sie 1995 im Main-Taunus-Kreis und sucht in Deutschland ihresgleichen.

  • Partner der mittlerweile fünf Regionalschleifen (Landkreis Gießen, Main-Kinzig, zwischen Main und Taunus, Stadt und Kreis Offenbach, Wetterau) sind Keltereien, Museen, gastronomische Betriebe, Städte und Gemeinden, die ihr Engagement sowie verschiedene Sehenswürdigkeiten zu einer Route verbunden haben. Die Regionalschleifen bieten ein vielseitiges Programm während des ganzen Jahres.

  • Der Regionalverband übernahm 2019 von der Marketinggesellschaft „Gutes aus Hessen“ (MGH) die Marke und unterstützt die Regionalschleifen bei ihrer Arbeit. Informationen zur Hessischen Apfelwein- und Obstwiesenroute und das Magazin der Route „Der Apfelbote“ gibt es online im Streuobst-Portal FrankfurtRheinMain unter http://www.streuobst-frm.de

 

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