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Datum: 21.05.2025

Fehlende Lkw-Stellplätze: Effiziente Lösungen für die Logistikregion FrankfurtRheinMain

Regionalverband plant Impulsveranstaltung für gemeinsames Handeln und Verknüpfung mit Elektromobilität

Hunderte von Lastwagen steuern Tag für Tag den Gewerbepark Fliegerhorst Erlensee an. Schon nachmittags zeigt sich an dem für die Region FRM bedeutenden Logistikstandort stets das gleiche Bild: Unzählige Lkw parken dicht gedrängt auf Rad- und Gehwegen. Später, wenn es um Übernachtungsplätze geht, ist es noch drastischer. Von umgefahrenen Verkehrsschildern, täglich neuen Müllbergen auf Grünstreifen und hygienischen Missständen berichtet Marc Schilling, Fachbereichsleiter „Öffentliche Sicherheit und Bürgerservice“ der Stadt Erlensee. Doch Schilling sieht auch die Nöte der Lastwagenfahrerinnen und -fahrer: „Es gibt hier keinen Zugang zu Sanitäranlagen, Einkaufsmöglichkeiten oder Restaurants. Das sind auch für das Fahrpersonal sehr belastende Bedingungen.“

Der nachts mit Lkw zugeparkte Gewerbepark in Erlensee steht exemplarisch für ein Problem der ganzen Region. FrankfurtRheinMain ist die zentrale Verkehrsdrehscheibe im deutschen und europäischen Wirtschaftsverkehr. Ein stetig wachsender Logistikverkehr, der Menschen und Unternehmen mit Waren und Dienstleistungen versorgt, trifft auf einen gravierenden Mangel an Lkw-Stellplätzen.

Um Kommunen zu entlasten und für bessere Rahmenbedingungen in der Logistik zu sorgen, plant der Regionalverband eine Veranstaltung mit dem Titel „Gemeinsam stark: Kooperationsmodelle für effizientes Lkw-Parken“. Für den 21. August 2025 werden interessierte Kommunen des Regionalverbandes, regionale Unternehmen, Flächeninhaber oder -betreiber sowie die Anbieter von Truck-Parking-Systemen ins Haus der Region eingeladen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Ausgelotet werden soll bei der Veranstaltung, welche Möglichkeiten intelligente Parkraumnutzung durch LKW-Stellplatz-Sharing bietet. Die Grundidee dabei: Flächen in öffentlicher oder privater Hand werden bei freier Verfügbarkeit als buchbare LKW-Stellplätze angeboten. So lassen sich ohne zusätzliche Flächenversiegelung sichere Parkflächen mit Sanitäranlagen schaffen und Lärm, Emissionen durch Parkplatzsuchverkehr und weitere negative Auswirkungen des ungeordneten LKW-Parkens deutlich reduzieren. Ebenso wird es am 21. August um die Frage gehen, inwiefern sich innovative Lkw-Stellplatzkonzepte in der Region mit E-Ladeinfrastruktur für Lkw und sonstige Nutzfahrzeuge ausrüsten lassen.

Rouven Kötter, Erster Beigeordneter des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, sieht gute Gründe für solch eine Veranstaltung: „Der bundesweite Mangel an Lkw-Parkplätzen stellt für die Region als bedeutendes Verkehrsdrehkreuz ein großes Problem dar. Das spüren die Logistikunternehmen und Speditionen, die Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer ebenso wie unsere Städte und Gemeinden. Die Situation in Gewerbe- und Mischgebieten ist vielerorts sehr herausfordernd, das ungeordnete Lkw-Parken führt zu Belastungen und Konflikten. Und die Bereitschaft der Kommunen, Logistikflächen auszuweisen, schwindet massiv“, so Kötter.

Mit alldem nimmt sich der Regionalverband einem bundesweit existierenden Problem an. Einer Erhebung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr aus dem Jahr 2023 zufolge fehlen in Deutschland 20.000 Lkw-Stellplätze, anderen Zahlen zufolge sind es bundesweit sogar 40.000. Weil Parkplätze an Autobahnen und Rasthöfen meist restlos überfüllt sind, stellen sich viele Brummifahrer mit ihren Fahrzeugen in den Gewerbepark und teils in Wohngebiete, um zu übernachten und die gesetzlichen Ruhe- und Lenkzeiten einzuhalten.

Nirgendwo parken zu können, das kennt auch Michael Neumann nur zu gut. Der Kraftfahrer fährt gerade mit seinem Schüttgut-Transporter an der Raststätte Spessart vorbei: „Kein einziger Platz ist frei. So sieht es täglich an den meisten Lkw-Parkplätzen im Rhein-Main-Gebiet und anderswo aus“, erzählt Neumann, der seit vielen Jahren für die Spedition Edgar Gräß im europäischen Fernverkehr unterwegs ist. Der massive Stellplatz-Mangel bewegte Michael Neumanns Chef Alexander Kay Steinberg, Geschäftsführer der Spedition Edgar Gräß, von Beginn an beim KRAVAG Truck Parking-Netzwerk mitzumachen und Lkw-Stellplätze für fremde Fahrerinnen und Fahrer auf dem Speditionsgelände anzubieten.

Die aktuelle Initiative des Regionalverbandes stößt bei Anja Blieder-Hinterlang, Geschäftsführerin der Blieder-Transporte GmbH & Co. KG in Hüttenberg, auf großen Zuspruch. Die Spediteurin, die sich auch im Fachverband Güterkraftverkehr und Logistik Hessen als Vorstandsvorsitzende engagiert, weiß um die Probleme und Sicherheitsrisiken, denen das Fahrpersonal und die Firmen wegen der fehlenden LKW-Stellplätze ausgesetzt sind.

„Auf offenen Parkplätzen beobachten wir Vandalismus, Ladungs- und Dieseldiebstahl und Planenschlitzereien. Auch Bremslichter wurden schon von unseren Transportfahrzeugen abgeschraubt. Und allein schon die tägliche Suche nach einem Parkplatz ist für Kraftfahrer großer Stress und verbraucht jede Menge Zeit und Geld“, berichtete die Spediteurin.

Daher hat auch Anja Blieder-Hinterlang den Parkplatz ihrer Spedition im Rahmen des KRAVAG Truck Parking-Netzwerks für fremde Lkw geöffnet. Per digitaler App lässt sich einfach ein Stellplatz buchen. „Meist sind um 17 Uhr alle Plätze belegt, auch Sanitärräume werden zur Verfügung gestellt. Die Fahrerinnen und Fahrer sind begeistert.“

Dass jetzt auf regionaler Ebene verstärkt nach Lösungen für die vielen fehlenden Lkw-Stellplätze gesucht werden soll, begrüßt die Fuhrunternehmerin voll und ganz. Aus ihrer Sicht hat FrankfurtRheinMain für die Logistik eine gigantische, europäische Hub-Funktion, die perfekt mit den Pausenvorschriften des Fahrpersonalgesetzes harmoniert: „Mit dem Lkw kommt der Fahrer in 4,5 Stunden von Rotterdam bis Duisburg, dann noch mal in 4,5 Stunden bis in den Raum Frankfurt – wir sind einfach die Mitte von Deutschland.“

Die erfolgreiche Akquise neuer Netzwerkteilnehmer und Flächen wäre ein großer Erfolg. Sie nützt dem Fahrpersonal sowie allen beteiligten Städten und Gemeinden. Jeder Stellplatz zählt!


Ansprechperson / Anmeldung:

Claudia Bohner-Degrell
Projektleiterin
Abteilung Mobilität
Regionalverband FrankfurtRheinMain
bohner-degrell@region-frankfurt.de

 

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